Definition „Dunkelflaute“
„Dunkelflauten“ sind das Schreckgespenst der Energiewende. Doch was sind eigentlich „Dunkelflauten“? Eine allgemein gültige und anerkannte Definition habe ich nicht gefunden. Daher stelle ich eine Definition zur Diskussion, die sich dahingehend als nützlich erweist, als diese ein spezifisches Energiesystem aus (vorwiegend) Sonnen- und Windstrom, sowie Batteriespeichern dadurch charakterisiert, wieviel „Residuallast-Kraftwerke“ erforderlich sind, um den Strombedarf jederzeit decken zu können.
Die Definition der Dunkelflaute enthält den Begriff „Saisonalität“, daher muss auch dieser Begriff erläutert und definiert werden:
Auf Basis der Definitionen habe ich die Daten der deutschen Solar- und Windstromproduktion, sowie der Stromlast für die Jahre 2016 bis 2023 ausgewertet, um die Häufigkeit und Dauer von Dunkelflauten auszuwerten, die bei einem spezifischen Ausbaustand von Solar- und Windkraftwerken sowie Batteriespeichern zu erwarten sind. Als Datengrundlage hierfür dienten die energy-charts.info, die die Daten bequem als csv-Datei zur Verfügung stellen – herzlichen Dank dafür!
Erstes Fazit:
Klima, Wetter und Jahreszeiten in Deutschland sind eine große Herausforderung für ein rein auf erneuerbaren Energien basierendes „Sonne-Wind-Batterien-Stromsystem“ (SWB-System)! Dunkelflauten dürfen nicht auf die leichte Schulter genommen werden, in den nächsten (zwei?) Jahrzehnten sind große ingenieursmäßige Leistungen erforderlich, um diese in Griff zu bekommen. Allerdings sind Dunkelflauten auch nicht ein Schreckgespenst, das eine Energieversorgung mit Erneuerbaren Energien prinzipiell unmöglich machen würden. Wichtig ist: Dunkelflauten müssen verstanden werden, um den vollständigen Umbau des Energiesystems so zu gestalten, dass dieser nicht unnötig teuer wird. Jeder einzelne kann dazu beitragen, die Kosten für sich – und die Allgemeinheit – möglichst gering zu halten. Dafür muss man aber clever sein und die Komplexität verstehen!
- Dunkelflauten können in Deutschland – je nach Ausbau von Sonne, Wind, und Speichern – durchaus 2 bis 3 Wochen dauern.
- Die erforderlich Backup-Leistung der Residuallast kann durchaus bis zu 90% der Spitzenlast im Netz betragen.
- Residuallastkraftwerke haben eine Laufzeit von unter 1.000 Stunden pro Jahr.
- Eine Erhöhung der Saisonalität – z. B. durch einseitigen Ausbau von Wärmepumpen – kann die Herausforderung der Dunkelflauten verstärken. Besser wäre es, die Saisonalität beispielsweise mit „heißen“ thermischen Speichern (Speicher-Reichweite ca. 3 Wochen ohne elektrisches Nachheizen) oder dezentralen Blockheizkraftwerken (z. B. aus ohnehin vorhandenen Notstromaggregaten) möglichst gering zu halten, um Kosten für selten laufende Residuallast-„Kapazitäten“ zu sparen.
- Der europäische Stromverbund hilft nur sehr eingeschränkt, da Dunkelflauten nicht an Grenzen halt machen: Großwetterlagen betreffen häufig auch Nachbarländer, die dann ähnliche Probleme haben werden…
Die Blog-Serie zu „Deutschlands Dunkelflauten“ wird fortgesetzt und durch zahlreiche Grafiken, SWB-Varianten und ein Exceltool ergänzt werden.
Hallo Andreas,
super Begriffsdefinition und Einführung in das Thema!
Folgende Fragen / Anmerkungen dazu:
1.) Eine massive Förderung von Batteriespeichern würde den Speicherausbau beschleunigen und wesentlich zur Netzstabilität beitragen. Dazu zählt auch das bidirektionale Laden von E-Autos.
2.) Es wäre ein denkbares Ziel, dass diese „Schwarmspeicher“ mindestens 24h überbrücken; somit würde eine „Dunkelflaute“ erst ab 2 Tagen Dauer für den Netzbetrieb relevant sein. Der Einsatz von Residualkraftwerken würde erst danach erfolgen…
3.) In Bezug auf die Preissignale wäre zu überlegen, ob der Strom aus (privaten) Speichern bei Eispeisung höher vergütet wird. Das Preissignal würde damit nicht nur den Verbrauch, sondern auch die Produktion (Bereitschaft zur Netzeinspeisung) beeinflussen.
4.) Biogasanlagen sollten nur noch einspeisen, wenn WKA und PV nicht genügen liefed liefern. Viele Biogasanlagen werden heute noch im Dauerbetrieb gefahren. Damit wird im schlimmsten Fall PV- / Windstrom verdrängt. Wo hast Du Biogas zurzeit zugeordnet – zu den Residualkraftwerken?
Danke für den Kommentar! Einige kurze Rückmeldungen:
Zu 1.) Offensichtlich funktioniert der Speicherausbau (zumindest derzeit) recht gut auch ohne Förderung. Großspeicher sind offenbar wirtschaftlich darstellbar, und bei privaten Heimspeichern ist der Anreiz aus Eigenverbrauchserhöhung und der Wunsch nach höherer Autonomie offenbar ausreichend. Wenn es ohne Staatseingriff geht, ist es vielleicht besser als mit…
Zu 2.+3.) Wenn Speicher größer dimensioniert werden, dann sinkt die Zyklenzahl und die Speicher werden unwirtschaftlicher. Es scheint, als ob wir derzeit ein exponentielles Speicher-Zubau-Wachstum (+60% p. a.?) haben, so dass ich da derzeit keine Eingriffsnotwendigkeit sehen würde.
Zu 4.) Zustimmung! Die Biogasanlagen habe ich (zusammen mit Wasserkraft, Geothermie, Müll, und sonstigen kleineren Anteilen) zu einem „Grundlasterzeugungs-Band“ zugeordnet, die Gesamtleistung kann man definieren. Ändert auch nichts an den Grundaussagen.