Ist die globale Energiewende noch zu schaffen?

Ist die globale Energiewende noch zu schaffen?

Mich bewegt die Frage, ob die Energiewende noch zu schaffen ist?

Noch vor einiger Zeit hätte ich ganz spontan darauf „Na klar!“ geantwortet. Denn 100% Erneuerbare Energien sind möglich – die Sonne schickt uns täglich mehr als genug Energie.

Ich lese seit einiger Zeit den Blog der amerikanischen Wirtschafts-Wissenschaftlerin Gail Tverberg (https://ourfiniteworld.com/), den ich sehr gerne weiter empfehle. Tverberg ist Expertin für „Peak Energy“ und vertritt den Standpunkt, dass es aus ihrer Sicht aufgrund der abnehmenden Verfügbarkeit von Energie (mittlerweile) unwahrscheinlich ist, dass das Energiesystem auf Erneuerbare Energien (noch rechtzeitig) umgebaut werden kann, bevor die fossilen Energiequellen zurückgehen, und dann schlicht nicht mehr genug Energie da ist, um die notwendigen Solar- und Windkraftanlagen herzustellen.

Auf der anderen Seite hat Hans-Josef Fell mit der EWG ein Papier vorgelegt, das zeigen soll, dass 100% Erneuerbare Energien in Deutschland bis 2030 möglich sein sollen – wenn auch mit fantastisch hohen Zubauzahlen https://www.energywatchgroup.org/neue-studie-100-erneuerbare-energien-bis-2030-in-deutschland-moglich/. Leider sind mir die unterstellten Zubauzahlen und Wachstumsraten nicht bekannt.   

Was stimmt nun?

Ist die Energiewende noch zu schaffen?

Kann die menschliche Zivilisation überleben?

Was müsste die globale Weltengemeinschaft, Deutschland, Bayern, jeder von uns selber tun? Um diese Fragen zu beantworten habe ich eigene Berechnungen erstellt (siehe anbei).

Hier das Ergebnis vorweg: Ja, die globale Energiewende ist (noch!) möglich, ohne dass Energiearmut auftritt oder die Erde weiter überhitzt wird.

Um das Ziel zu erreichen

  • ist ab sofort bis zum Ende der 2020er Jahre ein globales, exponentielles Zubauwachstum von PV und Wind erforderlich,
  • wobei die globalen mittleren Wachstumsraten bei ca. +55% liegen müssen (ca. 3x so viel wie in den letzten 10 Jahren)
Globale Energiewende mit Zubauwachstum von +60% bei Sonne und Wind. Das CO2-Budget wird eingehalten. Es gibt keine Energieverfügbarkeitsdelle, d. h. die Lebensqualität könnte erhalten bleiben.

Das Ergebnis habe ich im angehängten pdf dargelegt:


Nachfolgende noch einige Texte zur Entstehung.

Falls das exponentielle Wachstum geringer als 55% ist, wird das CO2-Budget für die Einhaltung des Klimaziels überschritten. Zwar entsteht einem Pfad mit niedrigerem EE-Zubau keine Energiearmut, weil „Peakoil“ und „Peak-Gas“ noch(!) nicht ausschlaggebend sind, aber es entstehen „Klimaschulden“ von bis zu 200 GigaTonnen CO2. Bei Annahme von Kosten in Höhe von „nur“ 100€/t für die Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre kostet die Rückholung von 1 Gt ca. 100 Mrd. Euro. 10 Gt kosten entsprechend mehr als 1 Billionen Euro (zu heutigen Preisen).

Zu langsame Energiewende: zulässige CO2-Emissionen werden um 70 Gt überschritten. Diese müssen (teuer!) aus der Atmosphäre zurückgeholt werden.

Die beiden Grafiken sehen auf den ersten Blick nicht sehr unterschiedlich aus. Selbst der Zeitpunkt des Endes der Verwendung aller fossilen Quellen unterscheidet sich kaum. Aber im zweiten Fall wurden durch die langsamere Verdrängung fossiler Quellen aufgrund des langsameren Wachstums von PV und Wind von „nur“ 30% p. a. statt 55% p. a. 70 Gigatonnen CO2 mehr in die Luft geblasen. Allein deren Entfernung aus der Atmosphäre kostet (v. a. Kinder und Enkel) mehr als 7 Billionen Euro, die bis dahin entstehenden Klimaschäden noch gar nicht mitgerechnet. Die Kostenschätzung ist sehr grob und vermutlich zu niedrig. Die Kosten für die CO2-Rückholung fallen zusätzlich zu den Kosten für den Ausbau der Erneuerbaren Energien an, die ohnehin zu tragen sind und sich auch bei einer höheren Ausbaugeschwindigkeit nur unwesentlich unterscheiden werden.

Wichtig erscheint mir für die politische Diskussion, dass sich Klimaschützer nicht auf belanglose Diskussionen um „Zubaumengen“, „Zubauniveaus“, „atmende Deckel“ oder die „Solarpflicht“ einlassen. Entscheidend ist allein die Zubaurate des exponentiellen Wachstums bei PV und Wind! Selbst die Ausschreibungen könnten – ausnahmsweise! – eine hilfreiche Rolle einnehmen: zum exponentiellen Wachstumspfad fehlende Zubaumengen können vom Staat durch Ausschreibungen eingefordert bzw. erzwungen werden – allerdings muss der Zuschlagspreis dann nach oben offen sein, so dass die Marktwirtschaft auch wirklich funktionieren kann.

Übrigens: auch die Studie der EWG zu 100% EE für Deutschland bis 2030 müsste für den mittleren Zubau von 85 GWp p. a. bei einer sog. S-Kurve anfänglich ein exponentielles Wachstum von ca. 60% erreichen.

Die Ergebnisse motivieren mich, weiter mit großem Engagement für die schnelle, exponentielle Energiewende einzutreten.


ARCHIV: Diskussionstexte während der Entstehung des Beitrags…

Berechnung der „globalen Energiewende“

Ich habe folgenden Berechnungsansatz gewählt:

  1. Abnahme der Energie aus fossilen Quellen
    Die globalen Zahlen für Erdöl-, Erdgas-, Kohle-Verbrauch, PV-Bestand, Wind-Bestand und sonstige Energieverbräuche (Atom, Wasser, Biomasse, …) für das Jahr 2019 sind bekannt. Für Erdöl kann man mit sehr großer Sicherheit das Jahr 2019 als Zeitpunkt für die max. Erdölförderung („Peak-Oil“) für alle Erdöl-Varianten (incl. Fracking, Tiefsee) annehmen [Anm.: Peak-Oil des konventionellen Erdöls war ca. 2007]. Nach einem kurzen Plateau folgt ein „decline“, also ein Absinken der Erdölförderung mit ca. 5% p. a. (geschätzt). Aber egal, es kommt – aus Klimaschutzgründen – ja gar nicht darauf an, ob die Förderrate aufgrund des Versiegens der Erdöl- (und Erdgas-) Quellen zurückgeht: um die weitere Erdüberhitzung zu begrenzen, müssen die fossilen Energiequellen ohnehin drastisch reduziert werden. Damit 2040 „nur“ noch 10% Emissionen aus fossilen Quellen emittiert werden, müssen Erdöl, Erdgas und Kohle im Mittel um 10% pro Jahr (!) reduziert werden. In einer kleinen Exceltabelle kann dies leicht dargestellt werden. [Anm.: selbst wenn die Erdölförderung noch wenige Jahre auf einem Förderplateau verbleibt, ändert das an den Ergebnissen nichts, siehe weiter unten!]
  2. Zunahme der Erneuerbaren Energien
    Auf der anderen Seite müssen Erneuerbare Energien Anlagen zugebaut werden. Dafür werden Energie (und Rohstoffe) benötigt. Diese Herstell-Energie von Sonne und Wind kennen wir: die energetische Amortisationszeit liegt bei ca. 2 Jahren (PV) bzw. bei ca. 1 Jahr (Wind). Damit können wir zunächst berechnen, wieviel Energie wir brauchen, um die Erneuerbaren Energien herzustellen. Aus Vereinfachungsgründen habe ich zunächst den Energiebedarf für die Herstellung der notwendigen Speicher und Netze, sowie der veränderten Verbraucher weggelassen. In 1.ter Näherung kann man das vernachlässigen, wenn man annimmt, dass im Rahmen des Austauschzyklus der Verbraucher (E-Autos statt Fossil-Autos, Wärmepumpen statt Verbrenner-Heizungen) der Energieverbrauch für die Herstellung in etwa gleich bleibt. Die Wirklichkeit wird vermutlich schwieriger, als von mir hier vereinfachend angenommen.
    Ein weiterer Aspekt ist die Frage, wie stark sich der Primärenergiebedarf ändert, wenn man von der Verbrennung fossiler Energieträger auf Strom umstellt. Vereinfachend habe ich hier keine Änderung angenommen, also einen Faktor von 1 angesetzt (in der Tabelle kann man dies anpassen).

[Erläuterung: Die Effizienz von vielen Stromanwendungen ist größer als bei Verbrennungsmaschinen. Der Wirkungsgrad eines Elektromotors ist mit über 80% vierfach höher als der Wirkungsgrad eines Benzinmotors mit rund 20%. Man könnte also bei Strom einen niedrigeren Primärenergiebedarf unterstellen. Andererseits wird bei zunehmendem Ausbau von PV und Wind ein zunehmender Teil des Stroms abgeregelt werden, und bei der Speicherung oder gar Konvertierung ist H2 oder PtX-Kraftstoffen ist der Wirkungsgrad (sehr) gering. In grober Näherung könnten sich die Wirkungsgradeffekte gegenseitig in etwa kompensieren. Auch für Wärmeanwendungen ist der Effizienzvorteil von Strom eher wenig relevant. Für eine Abschätzung genügt es daher, einen Faktor 1 für Effizienzgewinne durch Strom anzunehmen.]

Aber konzentrieren wir uns weiter auf den Ausbau von PV und Wind:

Die globalen Zubauzahlen von PV und Wind sind bekannt. Diese Zubauzahlen müssen gewaltig – exponentiell! – gesteigert werden. Egal wie wir uns mühen, wir können die Wachstumsraten nicht beliebig groß machen. Denn der Bau neuer Fabriken für PV-Zellen und Windräder braucht Zeit, genauso wie die Bereitstellung von Handwerkern, Ingenieuren, Kränen für die Aufstellung von Windrädern, etc. Über die maximale, über mehrere Jahre durchzuhaltende Wachstumsrate kann man diskutieren. Die mittlere Wachstumsrate von PV in den Jahren 2012-2020 war 20%, im Maximum 60%. Bei Wind waren es 18% bzw. 50%. Angenommen wir könnten die mittleren Zubauraten des letzten Jahrzehnts in etwa verdreifachen und jeweils die Maximalwerte über das nächste Jahrzehnt durchhalten? Wäre es möglich, von 2021 bis 2030 jedes Jahr 60% Zubauwachstum bei PV und 50% Zubauwachstum bei Wind zu schaffen? Schwierig!
Begrenzt würde der Zubau bei exponentiellem Wachstum irgendwann durch die Verfügbarkeit von Energie. Denn für den Bau der Anlagen brauchen wir zunächst Energie, ehe uns die Anlagen Energie liefern können.

  1. Vergleich bzw. Bilanz von fossilem Rückgang und erneuerbarem Zubau
    Im Ergebnis aus 1.) und 2.) gibt es zwei wichtige Kurven: die fallende Kurve der fossilen Energien, und die steigende Kurve der Erneuerbaren Energien. Spannend ist die Summe beider Kurven: ist es möglich, dass die global zur Verfügung stehende Energie auf derzeitigem Niveau erhalten bleibt? Oder können wir durch Erneuerbare Energien das Energieangebot sogar steigern und uns im Energie-Paradies wähnen?
    • In 2019 lag der globale Energieverbrauch aus Erdöl bei 52.778 TWh, Erdgas bei 38.889 TWh, Kohle bei 44.444 TWH, in der Summe 136.111 TWh aus fossilen Brennstoffen.
    • Demgegenüber lag die globale Energiebereitstellung aus PV bei ca. 617 TWh (aus 617 GWp a ~1.000 kWh/kWp), bei Wind bei ca. 2.178 TWh (aus 622 GW a ~ 3.500 kWh/kWp), in der Summe knapp 3.000 TWh aus PV und Wind.
    • Sonne und Wind liefern aktuell nur ca. 2% der globalen Primärenergie.
    • Der globale Zubau an PV betrug im Jahr 2019 rund 100 GWp, der ca. 100 TWh an Energie liefert.
    • Der Energieverbrauch für die Herstellung muss bei einer energetischen Amortisationszeit von 2 Jahren bei ca. -200 TWh gelegen haben.
    • Bei Wind lag die globale Zubauleistung mit ca. 58 GW niedriger als bei PV, aber Wind hat  die rund dreifache Volllaststundenzahl und erzeugt somit rund 175 TWh Energie. Gleichzeitig ist aufgrund der niedrigeren energetischen Amortisationszeit von ca. 1 Jahr der Herstellaufwand mit -175 TWh niedriger als bei PV.
    • Die globale Zubau-Energie aus Sonne und Wind lag 2019 also bei ca. 275 TWh. Dennoch führt der Zubau zunächst aufgrund der benötigten Herstellenergie (-372 TWh) zu einem zusätzlichen Energiedefizit von ca. -100 TWh.

Wenn nun die Erdölförderung wegen des überschrittenen Fördermaximums unabwendbar um ca. -5% pro Jahr abnimmt, stehen der Menschheit ca. 2.639 TWh weniger Energie zur Verfügung. Für die Herstellung von PV- und Windanlagen wird ebenfalls Energie benötigt, so dass sich der positive Effekt des Zubaus Erneuerbarer Energien erst mit einer kleinen Zeitverzögerung ergibt. Im Verhältnis zum globalen Energieangebot (fossil, PV, Wind und sonstige) von rund 164.000 TWh fehlt jedes Jahr etwas mehr Energie. Erst wenn der Zubau an PV- und Windanlagen einiges größer ist, als der Rückgang fossiler Energien, kann die zur Verfügung stehende Gesamt-Energiemenge wieder zunehmen.
Im Coronajahr 2020 fiel der Rückgang der Erdölfördermenge nicht weiter auf, Verkehr und Wirtschaftsleistung sind ohnehin um rund 5% zurück gegangen. Wenn nun aber in den nächsten Jahren IMMER rund 5% weniger Erdöl zur Verfügung stehen und nicht (sofort) durch einen Zubau an PV und Wind kompensiert werden können, dann kumuliert sich der Energiemangel zu einer erheblichen Energielücke, bis diese durch einen exponentiellen Anstieg beim Zubau von Sonne und Wind kompensiert werden kann. Dies zeigt die folgende Grafik:

Erste Simulationsrechnungen mit starkem Rückgang der fossilen Energiequellen: Einbruch der Energieversorgung führt in das „Tal der Tränen“.

Nun ist es leider nicht so, dass die menschliche Zivilisation außer dem Versiegen der Erdölquellen (und kurz darauf der Erdgasquellen) keine sonstigen Probleme hätte: der Klimawandel hat das noch größere Potential, die menschliche Zivilisation drastisch zu verändern, als der kommende Energiemangel. Daher ist es keine Option, den Rückgang der Erdölförderung mit einer Steigerung der Erdgas- oder Kohleförderung zu kompensieren, um zumindest vorübergehend genug Energie für die Herstellung Erneuerbarer Energien-Anlagen zur Verfügung zu haben. Nein: trotz des Erdölrückgangs muss zusätzlich vor allem Kohle (wegen der höchsten CO2-Emissionen) und Erdgas (wegen der hundertfach schlimmeren Klimawirkung von Methan, das in Lecks der Erdgasinfrastruktur entweicht) schnellstmöglich reduziert werden. Im Jahr 2040 muss die fossile Energieförderung um mindestens 90% reduziert sein, um die Erdüberhitzung zu vermeiden…

  1. Ergebnis und Konsequenzen
    Was hat nun der offenbar unvermeidliche Einbruch der Energieversorgung innerhalb der nächsten 5-10 Jahre für Konsequenzen? Dafür bin ich kein Spezialist. Allgemein wird bei Energiemangel und daraus folgender Verschlechterung der Versorgungssituation der Bevölkerung mit Arbeit, Lebensmittel, einer warmen Wohnung sowie einer zunehmenden Verarmung mit inneren Unruhen und Bürgerkriegen, aber auch Ausweichhandlungen der Politik in Form von Kriegen – vielleicht auch Pandemien? – etc. gerechnet. Ein Energiemangel wird jedenfalls höchst unangenehme Wirkungen hervorrufen. Diese Wirkungen sind ganz wesentlich davon abhängig, wie der „homo sapiens“ darauf reagiert. Folgendes Beispiel scheint mir das plausibel zu machen:

Beispiel Ernährung: der unabwendbare Energiemangel wird zu einem deutlichen Einbruch in der Nahrungsmittelproduktion führen. Nun könnten die 8 Mrd. Menschen gut ernährt werden, wenn alle weitestgehend auf Fleisch verzichten würden. Wenn aber die heutigen Fleischesser weiterhin konstante Mengen Fleisch verzehren, wird zwangsweise ein Teil der Menschen verhungern müssen. Man könnte annehmen, dass bei einem Energiemangel von 25% entsprechend 25% der Erdbevölkerung, also rund 2 Mrd. Menschen, aufgrund fehlender Energie betroffen sind?

Die Konsequenzen und die Handlungsstrategien der globalen Weltgemeinschaft bzw. der nationalen Staaten mögen andere besser beurteilen.

  1. Erkenntnisse und Variation der Parameter
    Einige Zahlenwerte wurden (grob) geschätzt oder anhand bekannter Daten eingesetzt. Parameter für Zukunftsprognosen folgen der individuellen Einschätzung. An diesen Parametern kann man „drehen“, um den Effekt auf die globale Energieversorgungssituation der nächsten Jahre abschätzen zu können. Das Rechenmodell hat nicht den Anspruch großer Detailtiefe oder absoluter Genauigkeit, aber es eignet sich, um grundsätzliche Effekte des menschlichen Handelns in den nächsten Jahren abschätzen zu können.
    Aus dem Modell ergeben sich folgende Erkenntnisse:

der Einbruch der globalen Energieversorgung ist unvermeidbar, die Energiewende kommt zu spät und zu langsam. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien kann nicht beliebig gesteigert werden, da hierfür erst die Ressourcen (Fabriken, Kräne, Ingenieure, Facharbeiter, etc.) geschaffen werden müssen. Leider wurde der Ausbau im letzten Jahrzehnt zu langsam angegangen bzw. sogar gebremst. Für Deutschland müssen dies vor allem die Bundesregierungen des letzten Jahrzehnts verantworten, die den Ausbau der Erneuerbaren Energien zugunsten der überkommenen Fossilwirtschaft brutal gebremst und behindert haben:

Quelle: https://www.unendlich-viel-energie.de/mediathek/grafiken/umsaetze-investitionen-erneuerbare-energien-anlagen
  1. Es mangelt nicht an Energie! Die Sonne schickt uns zig-mal mehr Energie, als wir brauchen.
    Es fehlt nicht die Energie, es fehlt die Zeit.
  2. In den nächsten 5 Jahren ist entscheidend, wie hoch das globale Zubauwachstum bei Sonne und Wind ist. Das globale Zubau-Wachstum kann vermutlich bei max. 50 – 100% pro Jahr liegen.
  3. Um genügend Herstell-Energie für den Zubau an Erneuerbaren Energien-Anlagen zu haben, ist Konsumverzicht erforderlich. Auch wenn zunächst die Geschwindigkeit der Kapazitätserweiterungen für den Ausbau Erneuerbarer Energien wachstumsbegrenzend ist, so wird spätestens nach Durchschreiten der Talsohle der Energieverfügbarkeit der Anteil des Konsumverzichts wachstumsbegrenzend für den EE-Zubau. Da die Gesamtenergie durch Sinken der Förderraten und Notwendigkeit der CO2-Einsparungen sinkt, wird trotzdem durch Energieaufwand für die Herstellung der EE-Anlagen ein zusätzlicher Energieverzicht notwendig.

Die Gesamtzubauleistung ist global beschränkt. Trotzdem kann sich der EE-Ausbau regional unterscheiden. Nationen, die beim Ausbau EE vorangehen, fallen weniger ins „Energieloch“. China hat die politisch bedingte Schwächephase Deutschlands im letzten Jahrzehnt genutzt und ist weltweit vorangezogen – die Ausbaugeschwindigkeit Chinas bei PV und Wind ist signifikant höher als in USA und Europa.

(…)

Der Ausbau Erneuerbarer Energien und die Reduzierung des Energieverbrauchs muss höchste Priorität bekommen, sonst wird die zunehmende Energielücke auch in Deutschland zu Armut, Mangel, Arbeitslosigkeit, Unruhen etc. führen. Gleichzeitig müssen forciert Maßnahmen zur CO2-Einsparung getroffen werden, auch wenn diese den Energiemangel kurzfristig weiter verschärfen! Denn selbst wenn die Erneuerbaren Energien maximal ausgebaut wären, würde dies nicht ausreichen, um die Folgen eines Kippens des Weltklimas in eine unerträgliche Heißzeit mit mehr als 1,5-2°C zu kompensieren. Der CO2-Anstieg muss also ebenfalls zwingend verhindert werden. Daher muss sich die Politik auch dazu entscheiden, alle für das Klima schädlichen Verhaltensweisen sofort einzustellen:

  • Braunkohleverbrennung muss sofort gestoppt werden. Die Verbrennung von Braunkohle ist die mit Abstand dümmste und nutzloseste Art, CO2 zu erzeugen.
  • sämtliche Subventionen für CO2-Emissionen und hohe Energieverbräuche müssen sofort gestoppt werden.
  • den Bürger:innen muss umgehend klar gemacht werden, dass jedes neue fossil betriebene Auto und jede fossil betriebene Heizung eine Fehlinvestition ist. Noch vor Ablauf deren Lebensdauer werden diese wertlos, weil die Brennstoff- und CO2-Kompensationskosten unbezahlbar werden (müssen!). Ölheizungen, Gasheizungen, Diesel- und Benzinautos werden sich nicht „rentieren“, auch wenn diese Investitionen heute als „billig“ erscheinen.
    Breite gesellschaftliche Aufklärung und Bildung sind wichtiger als Verbote!
  • Die Politik muss massiv gegen Energiearmut angehen. Alle Menschen brauchen Energie für ein würdevolles Leben. Trotzdem dürfen hohe fossile Energieverbräuche auch für arme Menschen nicht subventioniert werden. Stattdessen müssen auch ärmere Menschen die Möglichkeit haben effizient und CO2-neutral Energie verwenden zu können.

Die Exceltabelle, die den vorliegenden Überlegungen zu Grunde liegt, ist beigefügt: so kann jeder selber testen, wie sich verschiedene Zukunftsprognosen auf die Energieversorgung auswirken.

Die Berechnung erhebt weder einen Anspruch auf Vollständigkeit, noch auf absolute Korrektheit in Details. Gleichwohl scheinen die Berechnungen robust genug, um grundlegende Zukunftsaussagen treffen zu können. Ziel ist es, ein tieferes Verständnis – oder vielleicht auch nur eine Ahnung – zu bekommen, „was die Welt im Innersten zusammen hält“. Die Überlegungen sollen zur Diskussion und zum Austausch anregen. Vielleicht wird auch der ein oder andere angeregt, zu überlegen, wie er für sich, seine Familie und Freunde vorsorgen kann, um in den kommenden schwierigen Jahren ein gutes, sorgenarmes Leben führen zu können. Unbedingt zu verhindern sind Unruhen und Kriege: alles, was bei solch sinnlosen Auseinandersetzungen zerstört wird, kann für viele Jahre nicht mehr aufgebaut werden, weil dafür Energie und Ressourcen nicht vorhanden sein werden.

Die größte Verantwortung hat die Politik. Die Regierungen in Deutschland und weltweit haben in den vergangenen Jahren versagt. Wenn die nächste Regierung versagt, werden sehr schwere Zeiten auf uns und unsere Kinder zukommen. Die frohe Botschaft der Berechnungen lautet: auch wenn es einige Jahre in das Tal der Tränen hinab gehen wird, so ist es doch möglich, dass es in einigen Jahren wieder aufwärts gehen kann. Ob und wie schnell das passieren wird, hängt vom Handeln heute (in 2021 und 2022) ab. Leider scheint bislang keine der Parteien in der Lage und willens zu sein, die vor uns liegenden Herausforderungen zu erkennen und angemessen anzugehen. Diesbezüglich sind „Die Grünen“ ausdrücklich eingeschlossen.

(…) Auszüge aus einer Mail vom 6.6.2021


Dank einiger Rückmeldungen konnte ich meine Berechnungen am 9.6.2021 verfeinern:

  • die CO2-Emissionen werden automatisch mitberechnet und mit dem „Budget“ für die Einhaltung des 1,5°C-Ziels verrechnet. So kann man sofort erkennen, ob sowohl die globalen Energiebedürfnisse erfüllt werden können, als auch die Erdüberhitzung gebremst werden kann.
  • bei der Umstellung auf Strom entsteht – vor allem in der Anfangszeit – ein erheblicher „Effizienzgewinn“ durch den besseren Wirkungsgrad von Stromanwendungen im Vergleich zu Verbrennungsprozessen mit Carnot-Begrenzung. Mit steigendem Stromanteil geht dieser Effizienzgewinn aber (zumindest teilweise) infolge Abregelung, Speicher- und Umwandlungsverlusten (H2, PtX) wieder verloren (Anregung von Andreas Henze, Freising);
  • sobald infolge eines starken Zubaus von EE mehr Energie produziert als benötigt wird, können die fossilen Quellen umso schneller reduziert werden. Dies erlaubt, anfangs noch etwas länger fossile Energien zu nutzen, ohne dass dadurch der Wohlstand (=Energieangebot) reduziert wird. Das energetische „Tal der Tränen“ kann vermieden werden (Anregung von Hans-Josef Fell);

Die so verfeinerten Ergebnisse sehen viel freundlicher aus! Das Ergebnis ist jetzt:

Ja, die globale Energiewende ist möglich, ohne dass Energiearmut auftritt oder die Erde weiter überhitzt wird.


Ich lebe für das Paradies auf Erden.